Hyundai Kona EV Facelift – Praxistest

Praxistest des Hyundai Kona EV Facelift von Paul Belcl. Unlängst bekam ich ein Angebot vom EMC, mir den neuen Hyundai Kona (Modell 2021) für ein paar Tage auszuborgen. Mit dem Vorgänger war ich 2018 nach einem kurzen Testwochenende bereits auf einem 1000km Langstreckentest, weil mich dieses Auto so fasziniert hat.

Der Neue hat zwar immer noch die gleiche Antriebstechnik verbaut, kommt aber mit einem Facelift daher. Die Front ist wesentlich glatter, und dadurch bekommt die Ladeklappe des Nasenladers eine gewisse Prominenz im Erscheinungsbild. Die neue Anordnung der Scheinwerfer gibt dem Auto ein etwas schnittigeres Gesicht. Besonders gut gefällt mir dass die Kotflügelrahmen aus Plastik verschwunden sind. Das Ganze ist nun in Wagenfarbe lackiert und sieht nicht mehr so “billig” aus. Das Plastik ist dafür im Innenraum immer noch dominant. Leider gibt es auch im neuen Kona keinen Frontkofferraum, obwohl durchaus Platz für Ladekabel und Zubehör im Motorraum wäre. Da werden sich wieder Drittanbieter bemühen müssen, wie schon beim alten Modell. Alles in Allem gefällt mir das neue Outfit des Kona 2021 ganz gut.

Der EMC bietet mehrtägige Testfahrten für seine Mitglieder an, zum Start steht der Hyundai KONA Elektro zur Verfügung, weitere Modelle werden aber folgen! Mehr unter: www.emcaustria.at/club/testfahrten

Technik

Es gibt den Kona mit einem 64kWh Akku und 204 PS (150kW), oder mit einem 39,2 kWh Akku und 136Ps (100kW). Die Beschleunigung wird mit 7,9 Sekunden angegeben und es gibt 395 Nm Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 167 km/h abgeregelt und mit der großen Batterie kommt man 484 km weit nach WLTP Laden kann man den Wagen mit Gleichstrom bis zu 100kW, in der Praxis habe ich allerdings keine höhere Ladeleistung als 75 kW gesehen. Wobei ich den Kona niemals unter 40% leerfahren konnte. Will man den Kona mit Wechselstrom laden, sollte man sich den optionalen 11kW Bordlader kaufen, sonst kann man nur einphasig mit maximal 6,5 kW laden. Angeblich gibt es für den Kona eine Anhängekupplung mit 75 kg Stützlast, was ich sehr gut finde! Wenn man eine Wärmepumpe im Auto haben möchte muss man etwas aufpassen, denn diese ist nicht bei jeder Ausstattungsvariante dabei und kann NICHT nachgerüstet werden!

Erster Eindruck

Beim Einstieg macht sich sofort der neue volldigitale Tachobildschirm bemerkbar. Der Wechsel der Fahrmodi ist hübsch animiert und man kann das Display auch etwas auf die eigenen Bedürfnisse einstellen, sehr übersichtlich. Das Mitteldisplay (10,25 Zoll) ist ebenfalls sehr scharf und gut ablesbar. Die Bedienung klappt intuitiv und man merkt keine nennenswerte Verzögerung bei der Bedienung. Für die wichtigen Dinge gibt es nach wie vor Tasten zum drücken, was ich sehr schätze. Die Lüftungen an der Seite sind rund und haben ein modernes “Propeller Design”. In der Mittelkonsole befindet sich ein Fach mit einer Ablage für das Handy, welches mit QI induktiv laden kann.

Die Sitzposition in der Kommandozentrale ist gefühlt etwas eng, da die Mittelkonsole sehr großzügig ausgelegt ist. Ich habe am Anfang etwas Probleme meine Sitzposition zu finden, aber nach kurzer Zeit klappt das. Größere Personen sollten jedenfalls mal eine längere Probefahrt machen, bevor sie das Auto kaufen. Den linken Ellenbogen mit kurzen Ärmeln auf der Fahrertüre abzustützen ist etwas ungemütlich, da die Verkleidung der Türen und auch des Armaturenbretts aus hartem Plastik besteht. Ich finde es schade, das Hyundai hier gespart hat, denn bei einem Auto das in der Topausstattung ca. € 48.000 kostet, könnte man etwas mehr erwarten!

Praxis

Mein Testfahrzeug hat den 204PS starken Motor und den 64 kWh großen Akku. Der Kona ist in dieser Ausstattung ein Spurtmeister. Die Beschleunigung (7,5 Sek / 100km/h) ist so stark, dass das ESP/ASR viel Mühe hat das Durchdrehen der Räder zu vermeiden. Nur im Eco Modus wird der starke Vortrieb etwas gebremst. Aber es macht viel Spaß mit so viel Leistung unterwegs zu sein, nachdem man sich daran gewöhnt hat! Die Rekuperation lässt sich, wie beim Vorgängermodell, über Wippen am Lenkrad einstellen. In der stärksten Stufe braucht man das Bremspedal nur noch auf die letzten Meter.  Welche Stufe nach den Start vor eingestellt wird, kann man im Setup für jede Fahrstufe separat konfigurieren. Die Soundanlage von Krell macht guten Ton und hat kräftige Bässe auch ohne voll aufzudrehen. Wird es mal lauter, dann merkt man, dass die Anlage etwas mehr Boost hat, als die Lautsprecher vertragen.

Ich habe an diesem Wochenende keine Langstreckenfahrt auf dem Programm, allerdings muss ich noch einmal auf die Hohe Wand. Die Fahrt auf der Autobahn macht Laune, denn ich habe zu keiner Zeit das Gefühl schlecht motorisiert zu sein. Bei der Bergfahrt auf die hohe Wand ist es eher so, dass ich mich etwas bremsen muss, denn der Kona könnte noch schneller  Beim Einparken an meinem Ziel fällt mir die sehr gut auflösende Rückfahrkamera auf. Die Leitlinien sind sehr großzügig angezeigt, damit droht den Felgen zu keiner Zeit Gefahr beim Einparken. Ich finde es sehr schade, dass mein Testfahrzeug nicht vollausgestattet ist, denn es fehlt sowohl der adaptive Tempomat, als auch einige Funktionalität im Navi. Jedenfalls findet es meine Heimatadresse nicht, was bis jetzt bei KEINEM Test Auto passierte. Vermutlich gibt es hier eine aufpreispflichtige Zusatzoption denn in Navi finde ich bei mehreren Versuchen keine Adressen, sondern nur sogenannte POIs. Das ist schade, denn es nimmt mir etwas die Freude am Testen!

Das Handyfach mit der QI Ladeplatte kann mein Samsung GS7 sogar durch die dicke Hülle durchladen, das gefällt mir. Weniger gefällt mir, dass die Ladeschale so weit nach vorne geneigt ist, dass das Telefon nach kurzer Fahrt durch die Erschütterung das Display in Lagerichtung dreht. Dann kann man es nicht mehr vernünftig ablesen, zum Beispiel für das Navigieren während der Fahrt. Hier wäre Android Auto durchaus sinnvoll, allerdings konnte ich das leider nicht zum Laufen bringen. Kann allerdings an meinem doch schon etwas älterem Smartphone liegen…

Während des Testens wird mir am zentralen Display immer wieder eine Verbindung zu Bluelink angeboten. Dieses System verbindet das Fahrzeug mit einem Smartphone. Man kann hierüber sehr viele Funktionen direkt aus dem Fahrzeug abrufen. Da solche Verbindungen eher dauerhaft eingerichtet werden, wollte ich das bei meinem Test nicht aktivieren. Bin aber sicher, das hier einige sinnvolle und praktische Funktionen lauern…

Toll finde ich, dass man die Ladung für AC und DC auf einen bestimmten SOC limitieren kann. Speziell beim Schnelladen macht es durchaus Sinn, schon bei 90% aufzuhören, wenn man  mit einem 64 kWh Akku unterwegs ist. Damit lässt sich die Batterie sehr gut für ein langes Leben etwas schonen. Die Wechselstrom Ladeleistung wird auch sehr hübsch angezeigt, wie im Bild zu sehen ist. Zwischen dem Fahrmodus “Sport” und “Normal” konnte ich keinen großen Unterschied in der Fahrdynamik feststellen, einzig bei “ECO” wird es etwas gemäßigter und auch kälter im Auto. In meinem Test konnte ich einen durchschnittlichen Verbrauch von 12,5 kWh bis 15,8  kWh “erfahren”, je nachdem wie man das Auto bewegt. Ich vermute auf der Autobahn schafft man auf der Langstrecke mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit durchaus 350 km oder sogar etwas mehr, das ist wirklich super.

Fazit

Bewährte Technik im neuen Kleid! Das Facelift hat dem Kona meiner Meinung nach gut getan. Wie schon im Vorgänger gibt es auch im neuen Modell ausgereifte Technik mit Langstrecken Genen. Der Kona fährt sehr Energieeffizient und spritzig. Der Verbrauch ist immer angemessen, egal ob man gerade in der Poleposition der erste sein möchte, oder gemütlich dahin cruisen will. Für mich ist der Neue Kona nahezu perfekt, bis auf das etwas enge Sitzgefühl im Fahrerbereich.

Der Platz für größere Personen auf der Rückbank ist überschaubar und auch der Kofferraum erscheint mir für diese Fahrzeugklasse etwas klein. Toll finde ich, dass es optional eine Anhängekupplung mit 75 kg Stützlast gibt, damit steht einem Ausflug mit den E-Bikes nichts im Weg. Der Preis des Kona ist in der Top Ausstattung mit knapp € 48.000,- nicht gerade ein Schnäppchen, dafür bekommt man allerdings ein ausgereiftes Elektroauto mit guter Technik und hervorragender Leistung.

Mehr über Paul Belcl findet Sie in seinem Blog:
https://blog.belcl.at/tag/eautos

Social share