Elektrische Kleinwagen sind derzeit am Markt eher noch Mangelware. Besonders welche, die auch einen akzeptablen Preis haben. BYD möchte hier mit dem Dolphin Surf ein Angebot ab € 19.990,- machen. Smarte E-Mobilität ohne Kompromisse, so steht es auf der Webseite.
Mit einer Länge von 3990mm, einer Breite von 1970mm (mit ausgeklappten Spiegeln) und einem Wendekreis von 9,9 Metern ist der Dolphin Surf ein hervorragendes Fahrzeug für die Stadt, zum Pendeln oder als 2.Auto, wenn das fette SUV mal daheim bleiben soll. Alle Dolphin Modelle sind mit der BYD eigenen Blade Batterie in LFP Technik ausgestattet. Dieser Batterietyp zeichnet sich durch eine hohe Zyklenfestigkeit aus und ist nicht entflammbar! Außerdem ist in diesem Akku weder Kobalt, Nickel oder Mangan enthalten, fast schon ein „Bio“ Akku 😉
Mein Testwagen in der besten Ausstattung “Comfort” ist zwar etwas teurer als die günstigste Variante, kommt aber dafür mit einer über kompletten Ausstattung daher. Er ist mit dem größten Akku ausgestattet, hat nicht mehr als 1400 kg Eigengewicht und kann maximal 344 kg zuladen.
Ausstattung & Technik (Modell: Comfort)
6 Airbags, adaptiver Tempomat, 360 Grad Kamera mit selektiver Kameraauswahl, Spurhalteassistent, Kollisionswarner für Front & Heck, Verkehrszeichenerkennung, elektrische Sitzverstellung mit Heizung für den Fahrersitz, LED Beleuchtung, 16 Zoll Alufelgen, Klimaanlage, nur um die wichtigsten zu nennen.
Die Batteriekapazität von 43,2 kWh sorgt bei einem Verbrauch von 16 kWh auf 100 km für eine kombinierte WLTP Reichweite von 310 km. Bei reinem Stadtbetrieb sind es wahrscheinlich ca. 450 km. Danach kann der Kleine mit maximal 85 kW DC oder 11 kW AC wieder aufgeladen werden. BYD gibt an, dass man in 22Minuten von 30% auf 80% laden kann. Auch eine “Vehicle to Load” Funktion ist mit einem als Zubehör erhältlichen Adapter möglich.
Der Permanentmagnet Synchronmotor hat eine maximale Leistung von 115 kW und bringt diese mit einem maximalen Drehmoment von 220 Nm über die Vorderräder auf die Straße. Das sorgt für eine Beschleunigung von 9,1 Sekunden auf 100 km/h. Bei 150 km/h ist Schluss.
Erster Eindruck
Der kleine Wagen schafft es mit seiner frechen Optik gleichzeitig elegant und spritzig auszusehen. Besonders in der Farbe Lime Green macht einen auffälligen Eindruck. Die dunkle Einrahmung der Kotflügel lassen die Räder etwas größer wirken.
So oft bin ich beim Testfahren noch nie von Passanten angesprochen worden. “Mei ist der Lieb” oder” “Was kostet denn der schnittige Flitzer” waren keine Seltenheit.
Der Einstieg ist relativ hoch, was sehr angenehm auffällt, fast ein kleines SUV. Der Fahrersitz kann elektrisch hervorragend verstellt werden. Besonders für kleine Personen lässt sich der Sitz bemerkenswert hoch einstellen.
Der Kofferraum ist mit 308 Litern kein Raumwunder, dafür können die beiden Passagiere im Heck äußerst bequem sitzen, auch wenn sie etwas größer sind. Braucht man wirklich mehr Kofferraum, dann kann man durch Umlegen der Rücksitze das Kofferraumvolumen auf 1073 Liter erweitern.
Bedienung
Alle Hebel oder Tasten rund um das Lenkrad sind gut positioniert und selbsterklärend bedienbar. In der Mitte des Armaturenbretts befindet sich ein Element mit mehreren Schaltern die wie Drehräder aussehen, dazu später mehr. Die Bedienung auf dem zentralen Touch Screen ist bemerkenswert schnell und akkurat. Speziell bei der Navigation macht sich das bemerkbar, wenn man beispielsweise die Kartenansicht zoomt oder die Einstellungen verändert. Die Sprachsteuerung funktioniert grundsätzlich gut, ist aber in meinem Test manchmal etwas unlogisch in ihren Rückfragen woraus sich ein manchmal witziger Dialog ergibt.
Nach dem Aufsperren des Fahrzeuges muss man es mit dem Start Knopf aktivieren. Es gibt allerdings in der Konfiguration eine Einstellung um diesen Vorgang automatisch zu aktivieren, wenn man sich reinsetzt. Das bin ich auch von meinem Cupra Born gewohnt und finde es sehr praktisch!
Praxistest
Ich fahre am ersten Tag gleich mal eine große Stadtrunde. Dafür ist der kleine Delphin hervorragend geeignet! Er macht einen sehr wendigen Eindruck und alles ist sehr übersichtlich. Die Klimaanlage hat keine Automatikfunktion, und muss über den großen drehbaren Touchbildschirm eingestellt werden. Ein und Ausschalten lässt sie sich allerdings auch über einen Schalter in der Mitte des Armaturenbretts. Diese Schalter sind sehr stylisch, sie sehen aus wie Drehräder haben allerdings nur eine Schaltfunktion.
Das ist etwas ungewohnt aber schon nach wenigen Minuten hat man den richtigen “Dreh” heraußen.
Der Tacho Bildschirm hinter dem Lenkrad zeigt durchaus viele Infos an, allerdings sind manche Anzeigen viel zu klein um sie schnell erfassen zu können. Speziell die Geschwindigkeitseinstellung des adaptiven Tempomaten könnte durchaus merklich größer dargestellt werden, da auf dem Bildschirm noch genug Platz wäre. Am zentralen Display ist die Aufteilung selbst konfigurierbar. Man kann sich 3 Symbole auf einer Schnellauswahl zusammenstellen, oder mit einem Wisch nach rechts, das Standard Menü anzeigen lassen. Die Navigation hat eine sehr brauchbare Ladeplanung, die ich allerdings nicht getestet habe, da ich mit dem Dolphin nicht auf der Langstrecke war.
In der Ausstattung Comfort hat der kleine Flitzer 150 PS, die auf der Vorderachse wirken. Hier ist auch bei trockener Straße, speziell im Sport Modus, etwas Gefühl gefragt, wenn man seine Reifen länger verwenden möchte. Die Rekuperation lässt sich im Menü der Einstellungen in zwei Stufen konfigurieren, ist aber sonst nicht verstellbar. Aus meiner Sicht könnte sie durchaus noch stärker sein, denn selbst von 130 km/h runter werden nicht mehr wie –35 kW rekuperiert, das ist überschaubar.
Rückmeldungen vom Auto
Der kleine Delphin ist leider, wie alle BYD Autos sehr mitteilsam! Schon bei 1km/h Überschreitung der Geschwindigkeit muss man 3 Warntöne hören. Und zwar JEDES Mal wenn man z.B. in der Stadt von 49 km/h auf 51 km/h wechselt, das ist nervig! Das ist seit Juli 2022 leider mit einer EU Verordnung so vorgeschrieben, ich wünsche mir allerdings immer wieder ein einfaches Abschalten. Beim Dolphin kann man sich dafür eine Bedienelement in der Schnellansicht erstellen.
Im linken Rahmen ist eine Kamera für den Innenraum verbaut. Schon wenn man kurz auf das Display oder zum Beifahrer sehen möchte, kommt eine Meldung und natürlich auch ein Warnton. Leider erkennt die Kamera nur die Kopfdrehung aber nicht die Augenstellung, somit kommt es zu häufigen Erinnerungen wenn man den Kopf wegdreht, egal wo man dabei hinsieht!
Ein wenig Absurd dahingehend, weil man beim Dolphin viel am zentralen Display einstellen und da natürlich hinschauen muss! Man kann diese nervige Überwachung zwar ausschalten, aber sie wird bei jedem Start des Aotos wieder aktiviert. Auch hier hätte ich mir eine schnelle Abschaltung über das Schnellmenü gewünscht!
Verbrauch
Bei meinen Testfahrten war ich hauptsächlich in der Stadt, auf der Stadtautobahn und auf der Überlandstraße unterwegs. Bleibt man mit dem Dolphin unter 120 km/h, dann ist er bemerkenswert sparsam. Eine ca. 100 km Testrunde auf der Bundesstraße konnte ich trotz Sport Modus und zügiger Fahrweise mit 14,7 kWh Verbrauch beenden. In der Stadt kam ich teilweise sogar auf unter 12 kWh. Natürlich gab es auch eine Fahrt Autobahn mit höherer Geschwindigkeit. Hier kommt der Kleine auf einen angemessenen Verbrauch, für seine leichten 1400 kg Leergewicht von unter 22 kWh.
Laden und entladen
Laden mit Wechselstrom funktioniert hervorragend. Ich habe im Auto eine Ladebegrenzung auf z.B, 80% gesucht, aber nicht gefunden. Das ist beim Akkusystem von BYD Autos allerdings nicht nötig, da die LFP-Blade Batterie kein Problem hat immer voll aufgeladen zu werden. Somit lädt der BYD seinen Akku immer auf 100%.
Eine Besonderheit ist die Vehicle to Load Funktion (V2L). Über einen optional erhältliches V2L Kabel, das wie ein Stromverteiler mit einem Typ2 Stecker aussieht, kann man aus dem Akku des Dolphin bis zu 3600 Watt Leistung entnehmen. In meinem Praxistest durfte ich diesen Adapter ausprobieren und wir haben bei einem der Ausflüge unterwegs irgendwo im Nirvana, einen leckeren Espresso aus der Kapselmaschine getrunken. Ja ich weiß, dass diese Funktion schon mehrere Autos beherrschen, aber selten in diesem Preissegment!
Besonderheiten
- Am Außenspiegel findet sich eine Möglichkeit das Fahrzeug mit NFC zu entsperren. Damit wäre es beispielsweise möglich den Dolphin mit dem Handy oder einer Smartwatch zu öffnen. Das 360 Grad Kamerasystem mit Auswahlmöglichkeit für einzelne Kameraansichten bietet eine hervorragende Übersicht und zeigt im Heckbereich sogar den Abstand in cm an.
- Der adaptive Tempomat mit Spurhalteassistent funktioniert auf der Autobahn und mehrspurigen Schnellstarassen überraschend gut.
- Die Klimaanlage funktioniert sehr kraftvoll, hat aber leider keine Temperaturautomatik. Das bedeutet in der Praxis, dass man öfter mal nachregeln muss.
- Es gibt leider keine Kofferraumbeleuchtung. Auch im Fond des Dolphin ist Beleuchtung eher überschaubar.
Fazit
Der BYD Dolphin ist ein hervorragend ausgestatteter Kleinwagen zu einem wirklich guten Preis. Die Verarbeitung wirkt nicht billig, obwohl sich natürlich an manchen Stellen, der Preis in der Verarbeitung, über harten Kunststoff bemerkbar macht. Die technische Ausstattung der Assistenzsysteme, ist für einen Kleinwagen überdurchschnittlich!
Die Fahreigenschaften sind sehr ausgewogen und ich fühlte mich immer sicher beim Surfen mit dem kleinen Delphin. Das Platzangebot für 4 Personen ist ebenfalls sehr gut für ein unter 4m langes Auto. Sportwagen Gene spürt man im Dolphin bei der Beschleunigung im Sport Modus, wenn die Straße trocken ist, ansonsten fährt sich der Kleine agil aber ausgewogen.
Ich würde mir den BYD Dolphin Surf dann kaufen, wenn ich ein kleines spritziges Auto suche, welches eine sehr sichere und langlebige Batterie hat und mir 85kW maximale Ladeleistung an der Schnelladestation reichen. Dafür bekomme ich 8 Jahre Batteriegarantie und eine V2L Funktion ohne Begrenzung der Abgabemenge, wie bei anderen Herstellern. Das ist für unter € 20.000,- ein wirklich gutes Angebot, welches noch bis Ende September 2025 gilt …