Sono Motors startet Community-Funding Kampagne

2.000 Fahrzeugreservierungen sollen innerhalb von vier Wochen erreicht werden. Gründer planen Übertragung ihrer Gewinne in Community Pool.

Der deutsche Mobilitätsanbieter Sono Motors hat gestern eine der größten Community-Funding Kampagnen Europas gestartet. Bis zum 30. Dezember 2019 will das Unternehmen das Kampagnenziel von 50 Millionen Euro durch 2.000 Reservierungen von bestehenden und neuen Unterstützern erreichen. Mit dem Kapital soll vor allem in Produktionsanlagen und Serien-Prototypen des ersten Solar Electric Vehicle (SEV), Sion, investiert werden. Die breit angelegte öffentliche Kampagne folgt auf eine strategische Neuausrichtung in der Unternehmensfinanzierung. Abseits klassischer Finanzierungsrunden sollen die nachhaltige Umsetzung der Unternehmensvision, der uneingeschränkte Fokus auf die Ziele von Sono Motors sowie die Produktion und Auslieferung des Sion sichergestellt werden. Auch die Anschlussfinanzierung soll durch die kontinuierlich wachsende Sono Motors Community getragen und um nachhaltige Investoren, die das Wertesystem und die Vision des Unternehmens teilen und unterstützen, ergänzt werden.

Durch den hohen Kapitalbedarf des Unternehmens spielten in der Vergangenheit vor allem internationale Investoren eine zentrale Rolle in der Finanzierungsstrategie. In den zum Teil weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit einer Vielzahl von Gesprächspartnern zeigte sich jedoch zunehmend, dass die langfristige Unternehmensstrategie von Sono Motors mit den Interessen klassischer Investoren nur schwer vereinbar ist. Eine Abkehr von der Vision, das Abwandern von Technologie und Patenten und letztendlich das Aus für das zukunftsweisende Konzept des Sion wären die Folge gewesen. Die Entscheidung gegen die Fortführung der bisherigen Strategie und entsprechend der Abbruch dieser Gespräche macht die Erschließung neuer Finanzmittel erforderlich und verschiebt die Produktion erster Fahrzeuge in den September 2021.

„Wir haben in den letzten Monaten immer wieder feststellen müssen, dass unsere Ziele in völligem Widerspruch zu denen klassischer Finanzinvestoren stehen”, sagt Laurin Hahn, CEO und Mitgründer von Sono Motors. „Aggressives Wachstum und schnelle Profite lassen sich kaum mit einem nachhaltigen Unternehmens- und Fahrzeugkonzept vereinbaren, das den Zugang zu bezahlbarer und klimafreundlicher Elektromobilität in der Breite ermöglichen soll. Zusätzlich funktioniert die Bereitstellung von Wagniskapital für Start-Ups mit kapitalintensiven Geschäftsmodellen in Deutschland weder in der Früh- noch in der Wachstumsphase. Hätten wir uns nur auf Fördermaßnahmen oder das deutsche Marktumfeld verlassen, gäbe es Sono Motors in der heutigen Form wahrscheinlich nicht. Hier besteht dringender Handlungsbedarf auf Seiten der Politik. Es muss möglich sein, ein solches Zukunftsprojekt in Deutschland umzusetzen und in den wirtschaftlichen Erfolg zu führen. Wir werden in jedem Fall weiterkämpfen. Für eine klimafreundliche Mobilität und für unsere Reservierer”, ergänzt Hahn.

Die Entscheidung von Sono Motors für ein Community-Funding ist ein klares Bekenntnis zu den mehr als 10.000 Unterstützern, die den Sion bereits reserviert und angezahlt haben sowie gegen den Einstieg von Investoren, die Vision und Unternehmensziele nicht teilen und unterstützen.

„Wir haben uns im Spannungsfeld zwischen unseren Versprechen an die Reservierer und den Anforderungen von Investoren zerrieben und zunehmend verbogen. Das mussten wir unbedingt korrigieren. Soziale Verantwortung und Klimaschutz wären sonst auf der Strecke geblieben und damit all das, wofür wir angetreten sind. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, die Finanzierung dieses innovativen Fahrzeugkonzepts gemeinsam mit den Menschen fortzuführen, die den Sion auf der Straße sehen wollen. Mit einer Community, die sich ein profitables, aber verantwortungsvoll handelndes Unternehmen wünscht, das sich kritisch hinterfragt und an den getroffenen Aussagen ehrlich messen lässt”, sagt Jona Christians, CEO und Mitgründer von Sono Motors.

Mit Start der Kampagne bringen die Unternehmensgründer ihre noch verfügbaren Gewinnbeteiligungen in einen Community Pool ein und übertragen zukünftige Gewinne auf die bestehenden Reservierer eines Sion. Sie verzichten dadurch auf persönliche Gewinne, behalten aber die Stimmrechte im Unternehmen. So ist sichergestellt, dass die Unternehmensziele weiterhin umgesetzt und der Sion nachhaltig und ohne Änderungen am Konzept produziert werden kann. Derzeit hält das Gründerteam 74 Prozent der Unternehmensanteile und 64 Prozent der Gewinnbezugsrechte.

Der Sion ist das erste Serienfahrzeug, das Solar-Integration, Mobilitätsdienste und eine bidirektionale Ladefunktion in einem Fahrzeug bündelt. Durch die nahtlose Integration von Solarzellen in die Fahrzeugoberfläche ist der innovative Allrounder auf kurzen Strecken unabhängig von der Ladeinfrastruktur. Durch die Integration von Solarzellen können jährlich bis zu 5.800 Kilometer kostenlose und klimaneutrale Reichweite erzielt und so Betriebskosten gesenkt werden. Insgesamt werden 260.000 Fahrzeuge mit erneuerbarer Energie in Schweden produziert.

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Ein Gedanke zu „Sono Motors startet Community-Funding Kampagne“

  1. Ich hatte schon sehr früh einen Sion angezahlt. Er sollte Ende 2017/Anfang 2018 rauskommen, das verschob sich erst auf 2019, dann erhöhte sich der Preis der Batterie von 4000 auf 9500€, verschob die Produktion auf 2. Halbjahr 2020, dann hörte man laaange gar nichts mehr. Dann kam eine Werbeaktion wo ich ganze 160€ Rabatt krieg, wenn ich ihnen einen Kunden bringe. Nun heißt es Auslieferung 1.Halbjahr 2021 und sie brauchen innerhalb weniger Wochen 50Mio€ „damit wir den Sion auf die Straße bringen“ und dann nochmal 150Mio€ von den Kunden. Seither regnet es alle paar Tage selbstbeweihräuchernde Mails mit überdeutlichen Hinweisen auf Anzahlungsaufstockung und „Gewinn“beteiligung.
    Das kann ich mir verkneifen. Ich fürchte die Jungs haben sich mit der jahrelang verzögerten Finanzierung einer Hundertschaft von Spezialisten ihr zugegeben sensationelles Projekt selbst zugrunde gewirtschaftet. Bis 2021 oder länger wirds mein alter Diesel wohl nimmer machen. Und ich befürchte das Anlagerisiko wäre höher als beim Lotto. Schade drum.

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