Fisker Ocean – Kurztest

Dänisches Design made in Austria – der Fisker Ocean im Kurztest.
Wir waren neugierig: wie fährt sich der Fisker Ocean in der Praxis? Mit einer kurzen Testfahrt in der Ausstattung „Extreme“ (WLTP-Reichweite von 707 km) wollten wir das herausfinden. Aufgeladen auf 84% und mit einer beachtlichen Restreichweite von 583 km fuhren wir auf der Flughafenautobahn von Wien nach Fischamend und zurück.

Groß und bequem

Man merkt dem Fahrzeug die Ausmaße an: mit 2,1 m Breite und 4,8 m Länge ist der E-SUV natürlich kein Kleinfahrzeug. Die hohe Sitzposition verstärkt diesen Eindruck. Die Sicht nach vorne ist durch die massive Fronthaube (die übrigens nur für Servicetechniker zugänglich ist) recht eingeschränkt. Mit der ausgezeichneten 360° Kamera bekommt man trotzdem einen guten Überblick.

Der Blick nach hinten erinnerte uns an den Renault Megane E-Tech Electric. Die mittlere Kopfstütze der zweiten Sitzreihe schränkt die Sicht nach hinten so stark ein, dass man in der Praxis den Rückspiegel auf die elektronische Kameraansicht umschalten muss, damit man eine ausreichende Sicht nach hinten bekommt.

Die Sitze sind sehr bequem und langstreckentauglich.

Softwarelücken mit Ansage

Die Bedienung des Autos gab uns (nach der ausführlichen Einweisung) keine Rätsel auf. Der Bildschirm ist normalerweise als Hochformat konfiguriert. Wahlweise kann man (allerdings nur in der Parkposition) auf Porträt-Modus umstellen.

Die Software-Ausstattung hat allerdings per Jänner 2024 noch deutliche Lücken. Wenn man die Ausstattungsliste akribisch genau liest, dann weiß man das auch im Vorhinein. Uns hat überrascht, dass das Fahrzeug noch keinen adaptiven Tempomat hat. Vorausfahrende, langsamere Fahrzeuge werden aktuell ignoriert. Die nächste SW-Release (im März/April) soll die Assistenzsysteme erweitern, u.a. mit einem adaptiven Tempomat, Fernlichtautomatik und Querverkehr Kollisionsvermeidung.

Testverbrauch

Bei E-Auto Testfahrten ist der reale Verbrauch von besonderem Interesse. Der Fisker Ocean macht das allerdings nicht einfach. Er zeigt den Verbrauch zwar an, man sollte aber gut Kopfrechnen können (oder den Handy-Taschenrechner griffbereit halten). Auf dem Display sieht man leider nur eine unbrauchbar ungenaue Anzeige des Verbrauchs pro km mit einer Kommastelle. So wird beispielsweise der Verbrauch zwischen 16 und 23 kWh / 100 km auf „0.2 kWh/km“ gerundet. Will man es genauer wissen, dann werden zwar die Gesamtstrecke und Gesamtenergiemenge angezeigt, dividieren muss man allerdings selbst. Das ist nicht wirklich praxistauglich.

Ein Sparmeister war der Ocean in unserem Test bei Außentemperaturen von 4°C und abgeschalteter Klimaanlage nicht gerade: bei Tempo 130 genehmigte er sich zwischen 27 und 31 kWh / 100 km. Im Langzeitspeicher fanden wir einen Durchschnittsverbrauch von 20,5 kWh / 100 km. Das ist doch wesentlich höher als der WLTP-Verbrauch von 17,5. Seit der letzten Aufladung (inkl. unseres Tests) waren es sogar 42,7 kWh / 100 km.

Mit dem großen Akku (113 kWh brutto, 106,5 kWh netto) sollten bei Temperaturen um die Null Grad Autobahnreichweiten von deutlich über 300 km möglich sein.

California Mode und Taco Tray

Fisker hat sich einige Dinge einfallen lassen, die man in anderen E-Autos nicht findet. Im „California Mode“ kann man nicht nur die Seitenfenster, sondern auch die kleinen Fenster hinten und die hintere Scheibe versenken und damit das offene Schiebedach ergänzen.
Unter der Mittelarmlehne findet man das „Taco Tray“, ein kleines Tischchen, das man neben dem Lenkrad ausklappen kann für den Snack während der Ladepause. Auf der Beifahrerseite ist kein Handschuhfach, sondern ein kleines ausfahrbares Tablett, damit auch der Beifahrer nicht hungern muss.

Auch die Umwelt ist im Fokus. Es gibt einiges an recycelten Materialien im Innenraum und die Fabrik (Magna Steyr in Graz) fertigt laut Aussage von Fisker CO2-neutral.

Zusammenfassung

Der geräumige Kofferraum, die bequemen Sitze, viel Platz auf allen Sitzen und die insbesondere für ein E-SUV erstaunlich hohe Reichweite von bis zu 707 km WLTP machen den Fisker Ocean zu einem interessanten Angebot, wenn man mit Familie oft auf Langstrecke unterwegs ist. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die Software noch nicht fertig ist und erst im Laufe der Zeit der volle Funktionsumfang zur Verfügung stehen wird.

Der Ocean Sport hat für ein großes E-SUV mit € 43.900 einen attraktiven Einstiegspreis. Will man den großen Akku, dann landet man allerdings schnell bei Preisen von deutlich über € 60.000.

Wichtige technische Daten

  • Ausmaße (B x L x H): 2122 x 4755 x 1629 mm (die Variante Sport ist mit 1631 mm ein bisschen höher)
  • Gewicht: 2.436 kg (Sport: 2.193 kg)
  • Kofferraum-Volumen: 476 Liter, mit umgeklappten Rücksitzen: 918 Liter, kein Frunk
  • Anhängerlast: 1.820 kg (Sport: 1.092 kg)
  • Akku Sport: 73 kWh LFP (440 km WLTP), Ultra und Extreme: 113 kWh NMC (610 bzw. 707 km WLTP)
  • Ladeleistungen: DC bis zu 180 kW (Aufladung von 10% auf 80%: ca. 30 Minuten), AC: dreiphasig, 11 kW
  • vorbereitet für bidirektionales Laden
  • WLTP-Verbrauch: 15,1 – 17,5 kWh/100 km
  • Motor: 282 PS, 386,5 Nm, Vorderradantrieb beim Sport, 564 PS, 737 Nm, Allrad bei Ultra und Extreme
  • Preise: Sport ab € 43.900, Ultra ab € 58.900, Extreme ab € 63.590
  • Garantie: 6 Jahre/100.000 km, Antrieb und Akku: 10 Jahre/160.000 km
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