Kia e-Soul im EMC Praxistest

Kia e-Soul im EMC Praxistest

Das Jahr 2019 ist für Elektroautofahrer extrem spannend. Das Angebot an Elektroautos mit mehr als 400 km WLTP-Reichweite und einem Preis unter € 50.000 wächst ständig. Der letzte Zuwachs in dieser Kategorie ist der Kia e-Soul, der jetzt übrigens nur mehr in rein batterie-elektrischen Varianten angeboten wird. Kia Austria hat dem EMC eine Woche lang den Kia e-Soul zur Verfügung gestellt. Unsere Testroute führte uns von der Abholung in Wien über die Zwischenstationen Klosterneuburg, Krems und Linz zu unseren Events in Straß im Attergau, zum ersten EMC Kompetenztreffen in Kärnten (Velden) und zum monatlichen OÖ Kompetenztreffen im Schloss Steyregg und natürlich zurück nach Wien. Auf ca. 1.600 km konnten wir das Auto gründlich unter die Lupe nehmen.

Der e-Soul ist bereits das dritte Auto aus dem Hyundai / Kia Konzern und verwendet denselben bewährten Antriebsstrang wie bereits der Hyundai Kona und der Kia e-Niro. Der e-Niro ist das geräumigste dieser drei Elektroautos: ca. 20 cm länger als die anderen beiden, mehr Basis-Kofferraum und mehr Platz auf den Rücksitzen (EMC Test: www.emcaustria.at/kia-e-niro-haertetest).

Von den Abmessungen und den technischen Daten sind der Kia e-Soul und der Hyundai Kona ähnlich. Im Detail unterscheiden sie sich aber deutlich. Während der Kona nur in der Top Ausstattung Level 5 und nur mit 64 kWh Akku angeboten wird, gibt es den e-Soul in vier Ausstattungsvarianten (Titan, Silber, Gold, Platin) und wahlweise mit 39,2 kWh und 110 kW Motor (136 PS) oder mit 64,0 kWh Akku und 150 kW Motor (204 PS). Der Einstiegspreis (mit kleinem Akku) liegt bei € 34.990, damit bietet der e-Soul das günstigste Einstiegsmodell unter den drei Autos.

Vorab die Antwort auf die häufigste Frage: wie groß ist die Reichweite? Im WLTP Testzyklus kommt man mit dem kleinen 39,2 kWh Akku bis zu 277 km weit, mit dem großen 64,0 kWh Akku bis zu 452 km. Die Akkutemperatur wird aktiv gesteuert. Wird der Akku durch flotte Fahrt oder Schnellladung warm, dann setzt die Kühlung ein und der Wintermodus, den man optional ein- oder ausschalten kann, wärmt den Akku bei sehr kaltem Wetter. Modelle mit 64 kWh Akku haben standardmäßig eine Wärmepumpe eingebaut, damit effizienter geheizt und gekühlt werden kann.

Wir haben die Top-Variante (Platin) des e-Soul getestet. Die Ausstattung lässt erwartungsgemäß keine Wünsche offen. Es gibt geheizte und belüftete Ledersitze, Lenkradheizung, zahlreiche Assistenzsysteme und auch ein Head-Up-Display (HUD).

Das markante kantige Design des Vorgängermodells wurde großteils beibehalten, auch die beliebten Zweifarblackierungen werden angeboten. Schmale Scheinwerfer an der Front verraten, dass nunmehr Voll-LED Technik zum Einsatz kommt. Trotz einem Längenzuwachs von lediglich 6 cm konnte der Kofferraum deutlich erweitert werden. Das Volumen wuchs von bisher 281 – 891 Liter Kofferraum auf beachtliche 315 – 1.339 Liter an. Die kantige Karosserie ist für sperriges Ladegut eindeutig ein Vorteil. Auf den Rücksitzen ist die gerade Dachlinie ein Vorteil für die Kopffreiheit, zwei fast 2 Meter große EMC Mitglieder konnten hintereinander sitzen. Unter dem Kofferraumboden befindet sich ein großes Fach, in dem bequem alle Ladekabel und sonstiges Zubehör Platz finden. Wahlweise kann der Kofferraumboden auch nach unten versetzt werden.

Die Technik und die Multimediasysteme sind weitgehend identisch mit dem großen Bruder, dem e-Niro und haben uns gut gefallen. Der 150 kW Elektromotor packt kräftig zu. Auch bei Autobahngeschwindigkeiten hat er noch genügend Reserven, um flott zu überholen.

Der Spurhalteassistent ist sofort aktiv. Sobald Bodenmarkierungen erkannt werden, lenkt der e-Soul in die Mitte der Spur und wird durch einen verkehrsabhängigen Tempomat ergänzt. Der Totwinkelassistent warnt mit einer optischen Anzeige direkt im Rückspiegel, im Head-Up-Display und auch akustisch.

Das Navigationssystem (ab Ausstattung „Silver“ mit 10,25“ Display inkl. 7 Jahren Kartenupdates) ist einfach zu bedienen, die Anzeige ist übersichtlich, Zwischenstopps lassen sich einfach einfügen. Mit Android Auto und Apple Carplay kann man das Handy auch über das Multimediadisplay bedienen. Gut gefallen hat uns die Übersicht über Ladesäulen auf der Strecke bzw. in der Nähe. Die Liste zeigt, ob es sich um AC- oder um DC-Ladepunkte handelt.
Es gibt reichlich Stromanschlüsse in der Mittelkonsole: 2x USB und einmal 12V.

Das Multimediasystem bietet FM und DAB+ Radio oder kann Audio von USB Sticks, vom Handy über Bluetooth, über Android Auto oder Apple Carplay abspielen. Der Sound wurde von unseren Testern als gut bewertet. Handys können auch über eine induktive Ladeschale aufgeladen werden, die – als offenes Fach ausgeführt – im e-Soul besser zugänglich ist als im e-Niro.

Das Lenkrad hat links und rechts Rekuperationspaddles mit denen man wahlweise den Grad der Rekuperation einstellen kann. Optional kann die Bremsleistung des Elektromotors an die jeweilige Fahrsituation automatisch anpasst werden. Diese automatische Rekuperation hat meist sehr gut funktioniert, lediglich manchmal bei einem Kreisverkehr auf Überlandstrecken hätten wir uns mehr Bremsleistung gewünscht.
Die elektronischen Armaturen hinter dem Lenkrad sind übersichtlich. Alle wesentlichen Informationen sind außerdem direkt auf dem Head-Up-Display eingeblendet, das standardmäßig in der Platin-Version eingebaut ist: aktuelle Geschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit, Totwinkelwarner, Abstandstempomat, Spurhalteassistent, Navi (Pfeil, Abstand zur nächsten Richtungsänderung), sogar Änderungen der Multimediaeinheit (anderer Radiosender, etc.) werden dort eingeblendet. Das HUD hat uns sehr gefallen und war im Test sehr praktisch.

Als Fahrmodi kann man Sport, Normal, Eco oder Eco+ auswählen. Unsere Verbrauchswerte basieren auf dem Eco-Modus.

Der e-Soul liegt gut auf der Straße, sowohl in der Stadt als auch Überland oder auf der Autobahn. Die Reichweite überzeugt: dort wo wir mit dem Nissan Leaf mit 30 kWh Akku von Klosterneuburg kommend das erste Mal zwischenladen müssen (in Oberegging) zeigte der e-Soul auf der Westautobahn bei 120 km/h noch immer 273 km Restreichweite an (8° Außentemperatur, Heizung auf 22° eingestellt). Dieser Wert ist also identisch mit unserem Test des e-Niro Anfang des Jahres (allerdings bei Temperaturen rund um den Nullpunkt).
Flotteres Tempo wirkt sich angesichts der kantigen Karosserie wie erwartet deutlich auf den Verbrauch aus: auf der Schnellstraße S5 in Richtung Krems lag der Verbrauch bei Tempo 120 bei 20 bis 24 kWh/100 km bei Tempo 130 dagegen schon bei 27 bis 31 kWh/100 km (ebenfalls bei 8° außen, 22° innen, Nieselregen). Durchschnittsverbrauch Klosterneuburg – Krems und zurück: 19,4 kWh/100 km.

Auf der gesamten Testroute lag der Verbrauch auf insgesamt 1.588 km bei durchschnittlich 18,3 kWh/100 km, d.h. mit einer Akkuladung sind auch auf Strecken mit hohem Autobahnanteil real mehr als 300 km ohne Zwischenladung möglich.

Der Vorgänger, der Soul EV war mit CHAdeMO und Typ 1 Ladeanschlüssen ausgestattet. Der e-Soul wird mit CCS Ladebuchse ausgeliefert und konnte in unseren Tests an CCS Gleichstromladepunkten mit bis zu 76 kW aufgeladen werden. An Wechselstromanschlüssen kann er einphasig mit bis zu 32A laden.

Wir haben den e-Soul auch in der Nacht auf Landstraßen und Autobahnen getestet. Die LED-Scheinwerfer haben uns begeistert: die Straßen werden sehr gut ausgeleuchtet und die Fernlichtautomatik funktioniert perfekt. Der Spurhalteassistent hat auch in der Nacht kein Problem, Bodenmarkerungen zu erkennen. Die Rückspiegel sind selbstabblendend.

Die Connectivity ist aktuell (neben der einphasigen AC Ladung) der einzige Wermutstropfen, den unser Test-Team gefunden hat. Die aktuellen Modelle können zwar in der Garage oder auf Rastplätzen über WLAN das „Kia Live“ aktivieren und aktuelle Verkehrsinfos, Wetter, Ladestationsinformationen und Points-of-Interest (POIs) herunterladen. Unterwegs geht das allerdings nur über mobile Hotspots, nicht direkt über das Auto.

Kia wird nächstes Jahr auch eine App anbieten, die Fernzugriff auf den Ladezustand des Akkus anbietet, das Auto aus der Ferne heizen bzw. kühlen kann und ähnliches mehr. Allerdings werden mit dieser neuen App nur die e-Soul Modelle ab Jahrgang 2020 unterstützt werden.

Unabhängig von der Connectivity hat uns der Kia e-Soul sehr gut gefallen. Er sieht gut aus, fährt souverän und ist (insbesondere in der Platin Version) hervorragend ausgestattet. Die reale Reichweite ist auch für Langstrecken gut geeignet. Das neueste Elektroauto von Kia ist gut gelungen. EMC Fazit: Kaufempfehlung.

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