Wie schlägt sich das Elektro-SUV in der Praxis? Mit dem neuen Ford Explorer Extended Range bringt Ford ein Elektro-SUV auf den Markt, das auf der MEB-Plattform von Volkswagen basiert. Doch anstatt nur ein „umgelabeltes“ Modell zu sein, hat Ford spürbar versucht, eigene Akzente zu setzen. Besonders beim Interieur, den EV-Funktionen und dem Fahrverhalten zeigt sich, dass Ford seine eigene Handschrift bewahrt hat. Wir haben die Standardvariante des Ford Explorer Extended Range im Alltag getestet.
Exterieur
Optisch hebt sich der Explorer klar von seinen MEB-Geschwistern ab. Während etwa VW-Modelle eher rundlich gezeichnet sind, wirkt der Explorer mit seiner kantigen Front und den markanten LED-Tagfahrlichtern deutlich robuster. Die hohe Schulterlinie und das eher bullige Heck verleihen dem SUV eine selbstbewusste Präsenz auf der Straße. Die Felgen- und Farboptionen sind klassisch gehalten – insgesamt wirkt das Design modern, ohne übermäßig futuristisch zu sein.
Interieur
Der Innenraum des Explorers wirkt gut verarbeitet – vor allem die Stellen, die oft berührt werden, sind mit weichen Materialien bezogen oder unterschäumt. Dennoch setzt Ford einiges an Hartplastik ein, was den hochwertigen Eindruck etwas schmälert. Besonders praktisch: Die Mittelkonsole bietet sehr viel Stauraum und kann mit individuellen Einlagen angepasst werden. Auch die Ablagen in den Türen sind verhältnismäßig großzügig dimensioniert – selbst mittelgroße Flaschen finden dort Platz.
Ein interessantes Detail ist der „Private Safe“ unter der Mittelarmlehne – ein verstecktes, verschließbares Fach, das robust wirkt und sich gut ins Design integriert.
Platzangebot
Sowohl Fahrer:in als auch Beifahrer:in haben ausreichend Platz, das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und auf das Wesentliche reduziert. In der zweiten Reihe ist das Platzangebot ebenfalls ausreichend, kann für größere Personen aber etwas enger werden. Fuß- und Kopffreiheit sind solide, allerdings könnte die Sitzbank etwas stärker konturiert sein. Eine Mittelarmlehne inklusive Becherhalter ist vorhanden, falls nur zwei Personen hinten mitfahren.
Der Kofferraum ist geräumig und bietet zusätzlich einen doppelten Boden. Werden die Rücksitze umgeklappt, entsteht ein ebener Ladeboden, auf dem sich reichlich Platz für Gepäck findet. Eine Skidurchreiche sorgt dafür, dass auch längere Gegenstände bequem transportiert werden können. Leider muss auch im Ford Explorer auf einen Frunk verzichtet werden.
Infotainment & Bedienung
Das zentrale Infotainment-Display ist angenehm groß, aber für größere Personen etwas zu tief platziert. Dadurch muss der Blick gesenkt werden, was potenziell vom Verkehr ablenken kann. Die Systemoberfläche wirkt etwas altbacken und reagiert manchmal träge, erfüllt aber insgesamt ihren Zweck. Positiv ist, dass alle wichtigen Knöpfe für den Alltag haptisch verfügbar sind. Allerdings fehlt diesen ein klares, spürbares Feedback, was zu Fehleingaben führen kann. Dies trifft insbesondere auf wichtige Funktionen wie Licht oder den Tempomat zu. Die Klimasteuerung ist zudem nur über das Display bedienbar, wird aber immerhin dauerhaft eingeblendet, sodass keine zusätzlichen Menüs geöffnet werden müssen.
Im Navigationssystem gibt es eine übersichtliche Ladeplanung, die alle relevanten Infos zu Ladesäulenleistung, Ladezeit und Etappen bietet. Weitere Individualisierungsmöglichkeiten wären hier jedoch insbesondere bei der Ladekartenauswahl und Mindestladestand an Ziel und Ladesäule wünschenswert.
Fahrverhalten
Das Fahrwerk ist auf der strafferen Seite abgestimmt. Während das auf Autobahnen ein angenehmes Fahrgefühl vermittelt, werden in der Stadt größere Schlaglöcher weniger gut abgefedert. Trotzdem bleibt der Explorer komfortabel genug für längere Reisen.
Besonders positiv überrascht das Fahrverhalten: Trotz seiner Größe und seines Gewichts fühlt sich der Explorer leichtfüßig und direkt an. Sowohl ein sportlicher Fahrstil als auch entspanntes Reisen sind problemlos möglich. Der Wendekreis von nur 9,7 Metern macht ihn zudem außergewöhnlich wendig für ein SUV. Die Leistung des Motors entfaltet sich schnell, wenn auch nicht unmittelbar. Dennoch ist die Beschleunigung mehr als ausreichend, und Überholmanöver lassen sich problemlos durchführen.
Effizienz & Ladeleistung
Für ein SUV dieser Größe ist der Verbrauch bemerkenswert niedrig. Bei jeweils herbstlichen Bedingungen lag der Verbrauch in der Stadt zwischen 16-17 kWh, auf der Autobahn zwischen 20-22 kWh und im Mischbetrieb zwischen 18-20 kWh. Aufgrund dieser Werte ergibt sich somit eine realistische Reichweite von rund 400 km.
Auch beim Laden kann der Explorer überzeugen. Die beworbene Ladeleistung wird zuverlässig erreicht und teilweise sogar übertroffen. Zusätzlich kann die aktuelle Ladegeschwindigkeit jederzeit über das Infotainmentsystem abgelesen werden. Die Ladekurve bleibt über einen weiten SoC-Bereich stabil, sodass die 10-80 % Ladung in rund 30 Minuten abgeschlossen ist. Eine Batterievorkonditionierung ist vorhanden und kann bei Bedarf auch manuell aktiviert werden. AC kann jedoch mit lediglich 11 kW geladen werden.
Assistenzsysteme
Die Assistenzsysteme sind typisch VW, zuverlässig und gut abgestimmt. Besonders positiv fällt auf, dass das System unaufgeregt agiert – auch in kritischen Situationen reagiert der Explorer angemessen, ohne übermäßige akustische Warnungen. Die Verkehrsschilderkennung arbeitet größtenteils zuverlässig, und auch die üblichen Spurhalte-, Abstands- und Notbremsassistenten sind an Bord. Auch der Fernlichtassistent reagiert zuverlässig, hatte jedoch Schwierigkeiten bei Betonleitwänden.
Eckdaten
Preis | 42 487 € (Heckantrieb Extended Range) |
Leistung | 210 kW |
max. Drehmoment | 545 Nm |
Beschleunigung | 6,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Leergewicht + Fahrer:in | 2090 kg |
Ladevolumen | 450 L – 1422 L |
Batteriekapazität (netto) | 77 kWh |
Ladegeschwindigkeit (AC/DC) | max. 11 kW/max. 135 kW |
Reichweite | 602 (WLTP) |
Abmessungen | 1630 mm (H), 1871 mm (B ohne Spiegel), 4468 mm (L) |
Fazit
Mit dem Explorer Extended Range hat Ford mehr als nur einen VW-Klon auf die Räder gestellt. Trotz der MEB-Plattform wirkt das Fahrzeug eigenständig und bringt einige interessante Zusatzfunktionen mit. Besonders positiv sind das Platzangebot, das effiziente Antriebssystem und die praxisgerechte Ladeleistung. Verbesserungspotenzial gibt es vor allem bei der Bedienung: Die haptischen Knöpfe hätten ein klareres Feedback verdient, und die Systemoberfläche könnte moderner und reaktionsschneller sein. Auch ein Frunk wäre eine sinnvolle Ergänzung gewesen.
Alles in allem bietet der Explorer ein rundes Gesamtpaket mit eigenem Charakter, das auch im Alltag überzeugen kann.
Redaktioneller Hinweis: Das Testauto wurde von Ford für einen Zeitraum von zwei Wochen für einen Praxistest zur Verfügung gestellt. Es wurde kein Einfluss auf unsere Berichterstattung genommen.