Der Hyundai IONIQ 5 hat sich seit seiner Markteinführung als beliebtes Elektroauto behaupten können. Mit seiner retro-futuristischen Optik, beeindruckender Ladeleistung und durchdachten Funktionen setzt er Maßstäbe in der E-Mobilität. Mit der N-Line-Version FL hat Hyundai eine sportlich angehauchte Variante ins Programm aufgenommen, die sich optisch und in einigen technischen Details von den herkömmlichen Modellen unterscheidet. Doch wie schlägt sich der IONIQ 5 N-Line im Alltag? Wir haben ihn ausgiebig getestet.
Sportliches Design mit markanten Akzenten
Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass der IONIQ 5 N-Line optisch noch eine Spur dynamischer wirkt als die regulären Varianten. Die Frontschürze wurde überarbeitet, größere Air Curtains sorgen für einen aggressiveren Look, und am Heck verstärkt ein Diffusor den sportlichen Eindruck. Trotz der markanten Akzente bleibt die typische Pixel-Optik der Scheinwerfer und Rückleuchten erhalten, die dem IONIQ 5 einen hohen Wiedererkennungswert verleihen.
Auch im Innenraum setzt sich das sportliche Design fort: Alcantara-Bezüge mit roten Nähten, ein sportliches Lenkrad und spezielle N-Line-Embleme betonen den dynamischen Charakter. Die Materialwahl ist hochwertig, und die Verarbeitung hinterlässt einen guten Eindruck.
Viel Technik und durchdachte Bedienung
Auch in der digitalen Welt wird der sportliche Anspruch fortgesetzt. Besonders auf dem Display hinter dem Lenkrad wird mit einem digitalen Analogtachometer und der farblichen Untermalung im Sportmodus ein dynamisches, temperamentvolles Gefühl erzeugt, ohne auf die technischen Annehmlichkeiten verzichten zu müssen. Zusätzlich hat Hyundai den IONIQ 5 mit einer Vielzahl an Einstellmöglichkeiten ausgestattet. Dies bietet zwar viele Individualisierungsoptionen, kann aber anfangs auch überfordernd wirken. Hat man sich einmal durchgekämpft, lernt man aber die Personalisierung insbesondere bei den Assistenzsystemen zu schätzen und kann damit ihre übermäßige Vorsichtigkeit etwas abdämpfen.
Allerdings sind einige Einstellungsmöglichkeiten für den täglichen Gebrauch mit vielen Klicks verbunden. Positiv hervorzuheben sind die haptischen Bedienelemente im Bereich der Mittelkonsole für Klima, Lautstärke, Systembedienung und Fahrmodi, die gut erreichbar sind, ebenso die Lenkradtasten, die sich intuitiv erschließen. Die Mittelkonsole wurde gut durchdacht und bietet eine induktive Ladefläche, Becherhalter und Ablagen. Ein kleines Manko: Die Seitenfächer in den Türen sind relativ eng, sodass größere Flaschen nicht hineinpassen.
Ein Highlight ist das Head-up-Display, das bei aktiver Navigation übersichtlich die nächsten Abbiegungen anzeigt. Auch ohne Navigation bleibt es informativ, indem es Tempo, Abstände und Verkehrszeichen klar darstellt.
Gute Fahrassistenzsysteme mit kleinen Schwächen
Der Pilot Assist sowie der Highway Driving Assist (HDA) funktionieren in den meisten Situationen zuverlässig. Abstände zum Vorderfahrzeug werden gut eingehalten, und auch Tempolimits werden nach Bestätigung automatisch übernommen. Der Spurwechselassistent arbeitet zwar solide, ist aber etwas zögerlich.
Allerdings gibt es bei den Sicherheitsfunktionen einen großen Kritikpunkt: Sie sind sehr vorsichtig eingestellt und neigen dazu, häufig Warnungen auszugeben. Da nicht immer sofort eindeutig ist, wovor genau gewarnt wird, können diese Hinweise eher ablenkend als hilfreich sein. Da viele Sicherheitsfunktionen bei jedem Neustart wieder aktiviert sind, gewöhnt man sich mit der Zeit an die akustische Begleitung. Zudem treten beim HDA seltene Phantombremsungen auf, besonders in Linkskurven neben Lkws.
Sportliches Fahrverhalten mit komfortablem Fahrwerk
Obwohl der IONIQ 5 N-Line kein „vollständiges“ Performance-Modell ist, gelingt der Spagat zwischen Komfort und Fahrdynamik. Die Lenkung ist direkt, besonders im Sportmodus, und die Kraft beider Elektromotoren erfolgt unmittelbar. Schnelle Überholvorgänge sind damit kein Problem, auch wenn nach einem Schnellladevorgang eine gewisse Drosselung spürbar ist.
Beim Fahrwerk merkt man jedoch, dass der Fokus eher auf Komfort als auf Sportlichkeit liegt. Während kleinere Unebenheiten gut absorbiert werden, kann es bei Bodenwellen und höheren Geschwindigkeiten zu einem leichten Nachschwingen kommen. Nichtsdestotrotz überwiegt ein dynamisches Fahrgefühl. Der Wendekreis von 12 Metern ist hingegen durchschnittlich und könnte für die Stadt durchaus kleiner sein.
Praktische Features für den Alltag
Der Kofferraum bietet eine gute horizontale Tiefe, die Höhe ist allerdings durch die abfallende Hecklinie etwas eingeschränkt. Die neuen Tasten zum Umklappen der Rücksitze erleichtern aber das Beladen. Der Frunk ist für Ladekabel und kleinere Gegenstände ausreichend, und zur Not findet sich unter dem doppelten Boden im Kofferraum noch ein wenig Stauraum, der aber durch den Subwoofer deutlich begrenzt ist.
Besonders praktisch ist das automatische Herausklappen der Türgriffe, das den Einstieg erleichtert, jedoch arbeitet das automatische Aufsperren etwas träge. Die Sitzheizung und -kühlung können je nach Außentemperatur automatisch reguliert werden, was den Komfort vor allem in der kalten Jahreszeit deutlich steigert. Besonders angenehm ist die Relax-Funktion der Vordersitze, die die kurzen Ladepausen noch entspannter macht. Auch die Sitzheizung in der zweiten Reihe ist ein willkommenes Extra.
Die Matrix-LED-Scheinwerfer funktionieren grundsätzlich zuverlässig und sorgen für eine gute Ausleuchtung, haben aber Schwierigkeiten, Gegenverkehr auf kurvigen Straßen oder bei Betonleitwänden korrekt und frühzeitig zu erkennen. Die Schalldämmung ist hingegen hervorragend. Wind- und Abrollgeräusche sind selbst bei höheren Geschwindigkeiten gut gedämpft, was den Fahrkomfort weiter steigert.
Starke Ladeleistung und solider Verbrauch
Eines der größten Highlights des IONIQ 5 N-Line bleibt die beeindruckende Ladeleistung. Dank der 800-Volt-Technologie sind DC-Ladeleistungen von bis zu 260 kW möglich. Das bedeutet, dass der Akku unter idealen Bedingungen in etwa 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden kann. Die dafür notwendige Batterievorkonditionierung funktioniert reibungslos, wenn sie automatisch aktiviert wird und genug Zeit vorhanden ist. Die manuelle Aktivierung benötigt jedoch viel Vorlaufzeit, besonders bei niedrigen Temperaturen. An AC-Ladesäulen kann mit bis zu 11 kW geladen werden, was zu einer Ladezeit von guten 7 Stunden führt.
Zusätzlich ist eine Vielzahl an EV-spezifischen Funktionen vorhanden. Ladeleistungen und Maximalladestände in AC und DC können unterschiedlich definiert werden, geplante Ladezeiten und viele weitere Extras sind vorhanden. Auch die Navigation bietet eine Laderoutenplanung, die viele Anbieter unterstützt und individuell gefiltert werden kann. Leider fehlt jedoch hier die Option, Mindestladestände an der Säule oder am Ziel zu definieren. Zudem dauert die Online-Routenberechnung gelegentlich etwas lange. Besonders hervorzuheben ist der Ladebildschirm hinter dem Lenkrad, der sehr übersichtlich gestaltet wurde und auf einen Blick alle wichtigen Informationen über Ladeleistung, Dauer und Reichweite bietet.
Auch der Verbrauch kann sich gemessen an Leistung und winterlichen Bedingungen sehen lassen. So erreichten wir auf der Autobahn einen durchschnittlichen Verbrauch von rund 23 kWh, in der Stadt 17–19 kWh und auf der Landstraße Werte zwischen 19 und 22 kWh. Damit ergibt sich trotz winterlicher Bedingungen eine realistische Reichweite von rund 400 km.
Fazit: Viel Elektroauto mit sportlicher Note
Der Hyundai IONIQ 5 FL N-Line überzeugt mit einem gelungenen Mix aus Sportlichkeit, Komfort und Alltagstauglichkeit. Optisch hebt sich die N-Line-Version durch markante Details von den herkömmlichen Varianten ab, während der Innenraum mit hochwertigen Materialien und durchdachten Features punktet.
Besonders beeindruckend ist die hohe Ladeleistung gepaart mit dem größeren Akku, die lange Ladepausen vermeidet und dennoch ausreichend Reichweite garantiert. Die Fahrassistenzsysteme arbeiten meist zuverlässig, können aber durch übervorsichtige Warnungen gelegentlich störend wirken. Im Alltag bietet der IONIQ 5 N-Line damit viel Platz, clevere Features und eine solide Reichweite, verbunden mit einem sportlichen Fahrgefühl.
Eckdaten
Preis | 55 990 € (N-Line 4WD) |
Leistung | 239,3 kW |
max. Drehmoment | 605 Nm |
Beschleunigung | 5,3 Sek. |
Höchstgeschwindigkeit | 185 km/h |
Leergewicht + Fahrer:in | 2165 kg |
Ladevolumen | 520 L – 1580 L + 24 L (Frunk) |
Batteriekapazität (brutto) | 80 kWh |
Ladegeschwindigkeit (AC/DC) | max. 11 kW/max. 260 kW |
Reichweite | 546 (WLTP) |
Abmessungen | 1645 mm (H), 1890 mm (B ohne Spiegel), 4655 mm (L) |
Redaktioneller Hinweis: Das Testauto wurde von Hyundai für einen Zeitraum von zwei Wochen für einen Praxistest zur Verfügung gestellt. Es wurde kein Einfluss auf unsere Berichterstattung genommen.