Sympathischer Familienzuwachs: Renault Megane E-Tech 100% electric

Ein Erfahrungsbericht von Bigi & Arno Hafner, Sophie & Andi Mittelbach und Uschi & Christian Peter

Beim EMC Sommerfest 2022 im August wurde auch ein Gutschein der Firma Sonnleitner verlost. Die Gewinnerin Uschi durfte den neuen Renault Megane E-Tech 100% electric einen Tag lang ausgiebig testen. Aufgrund des hohen Interesses in der Familie mit vielen E-Autofahrern entstand dann ein ausgiebiger Familientest.

Ausgiebiger Familientest durch viele erfahrene E-Autofahrer

Gespannt waren wir insbesondere auf das Feedback von Arno und Bigi, die schon seit Jahren einen der ersten Renault Zoes in Österreich fahren. Außerdem gibt es unter den Testfahrern in der Familie einen Nissan Leaf, einen VW e-up! und ein Tesla Model 3.

Wir nutzten den BMW eMobility Ausflug des EMC in Steyr um den Megane ausgiebig sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land und auf der Autobahn-Langstrecke zu testen. Wir waren natürlich vorbereitet und hatten schon mehrere YouTube Videos zum Megane gesehen und Reviews gelesen. Wir waren neugierig, wie unsere verschiedenen Testfahrer auf das neue E-Auto reagieren.

Sympathisches Auto mit Ecken und Kanten

In unseren Tests haben wir viel Positives entdeckt, aber nicht alles hat uns gut gefallen.  Bei aller Kritik: der neue elektrische Megane gefällt und unsere Tester haben ihm die durchaus merkbaren „Ecken und Kanten“ verziehen. Auch optisch gefällt das E-Auto. Auf unserer Fahrt nach Steyr und zurück gab es viele neugierige Blicke.

Das Fahrwerk

Wir waren uns einig: der Megane ist leise und akustisch gut gedämmt. Das Fahrwerk wurde generell als eher straff gefedert wahrgenommen. Bei kurzen Schlägen (z.B. auf der Südautobahn Richtung Süden kurz vor der SCS) poltert das Fahrwerk und der Popo spürt jede Unebenheit. Bei hohem Tempo auf der Autobahn war die Federung aber durchaus angenehm und auch bergige, kurvige Strecken machen mit dem Megane viel Spaß.

Rekuperation und Bremsen

Interessant war, dass einige unserer Testfahrer anfangs durch die mechanische Bremse überrascht wurden. Im Stadtverkehr bremst sie zuerst nur leicht um dann bei kräftigerem Druck dann abrupt zuzupacken. Allerdings lässt sich dieses Verhalten einfach ändern, indem man die Rekuperation auf eine stärkere Stufe einstellt. Die zwei Paddels am Lenkrad sind praktisch, weil sich jeder unserer Testfahrer die Rekuperation so einstellen konnte, wie er/sie das wollte. Manko: das Auto merkt sich die eingestellte Rekuperationsstufe nicht. Nach einem Neustart oder beim Ausschalten des adaptiven Tempomats muss man sie immer wieder neu einstellen.
Die Rekuperation lässt sich auch sehr stark einstellen, allerdings gibt es keine Option für Single-Pedal-Driving.

Der Blick nach hinten

Durchaus „interessant“ ist der Blick nach hinten. Was hat sich Renault nur dabei gedacht? Man sieht im optischen Spiegel oben in der Mitte das dritte Bremslicht und unten die Nackenstütze, aber nicht den Verkehr hinter dem Auto! Mit dem „Abblendhebel“ kann man allerdings den elektronischen Rückspiegel aktivieren und hat gute Sicht nach hinten über die Rückfahrkamera. Das ist insbesondere für Brillenträger mit Gleitsichtbrillen gewöhnungsbedürftig, weil man eine Fernsicht erwartet, aber der Bildschirm ja ganz nahe am Fahrer ist. Auch die Perspektive ist anders als bei einem optischen Spiegel. Ein schneller 3S-Blick (Innenspiegel, Außenspiegel, Schulter) ist nicht möglich. Nach einem Tag gewöhnt man sich allerdings an den elektronischen Rückspiegel.
Ein Nachteil ist, dass die Rückfahrkameras erfahrungsgemäß bei schlechtem Wetter rasch schmutzig werden. Bei unseren Tests in der Nacht war das elektronische Bild nicht gut und undeutlich (zu wenig Kontrast, Lichter mit Streueffekt). In Tunneln ist das Display überraschend ohne Farbe (schwarzweiß).

Sehr gut ist andererseits die 360° Kamera, die entweder automatisch durch den Rückwärtsgang aktiviert wird oder auch manuell über den zentralen Bildschirm eingeschaltet werden kann. (Der Tesla-Fahrer seufzt dabei.)

Gutes Entertainmentsystem

Die zwei Bildschirme im Megane haben uns gefallen. Insbesondere der Bildschirm in der Mitte mit dem „OpenR Link mit integriertem Google“ ist sehr nützlich, informativ und funktionell. Durch die Integration von Android Auto und Apple Carplay hat man die Auswahl, ob man lieber das eingebaute Navi verwendet oder am Handy navigiert. Praktisch ist auch, dass die Navigationshinweise des Handys auch hinter dem Lenkrad angezeigt werden. Die Bedienung gab uns keine Rätsel auf. Auch Details zum Akkustand oder zum Verbrauch kann man intuitiv leicht finden. Wir haben die Einrichtung des kabellosen Apple Carplay getestet. Das geht super einfach. Nach der Koppelung des Telefons wird Carplay automatisch angeboten und funktioniert auch gleich. Allerdings hat der Akku unseres gekoppelten iPhone 12 nach einem anstrengenden Tag intensiver Nutzung den zusätzlichen Stromverbrauch durch Carplay deutlich gespürt.
Die schlecht zugängliche induktive Handyladeschale hat leider nicht gleich geholfen. Wie man das iPhone richtig hinlegen muss, damit es auch wirklich lädt, konnten wir erst nach einigen mühsamen Versuchen herausfinden.

In den Reviews die wir gesehen bzw. gelesen hatten wurde durchwegs die Google-Spracherkennung gelobt. Grundsätzlich können wir uns dem anschließen, allerdings mussten wir einige Adressangaben anders formulieren und manche Routenführungen waren uns zu „innovativ“.

Das on-board Google Navi funktionierte wie erwartet (bis auf manche seltsame Streckenführung) sehr gut. Die voraussichtliche Ankunftszeit war präzise und zuverlässig. Die Anzeige umfasste sowohl die verbleibende Strecke in km als auch als Restzeit und Ankunftszeit. Auch der bei der Ankunft zu erwartende Akkustand ist zu sehen. Nur die Angabe des Navigationsziels fehlte. Während der Zielführung werden gelegentlich auch alternative Routen angezeigt inkl. der Auswirkungen auf die verbleibende Reisedauer.

Manchmal meldete sich das Entertainmentsystem mit einem „Dong“ oder „Dong, Dong“. Was uns das Auto damit sagen wollte, blieb allerdings ein Rätsel – vielleicht eine Mitteilung auf dem gekoppelten Handy? Es gibt übrigens keine sichtbare Antenne – in der Garage gab es keinen Radioempfang.

Perfektes Display hinter dem Lenkrad

Das Display hinter dem Lenkrad kann sehr flexibel konfiguriert werden. Man kann das Navi anzeigen lassen oder so wie bei unseren Tests viele nützliche Informationen auf einen Blick sehen. Auf der rechten Seite sieht man dann die Leistung bzw. Rekuperation und links den Tacho, die erkannte Höchstgeschwindigkeit (sowohl als Zahl als auch als Markierung am Tacho). In der Mitte sieht man den Status des Abstandstempomaten, der auch eine moderate Fahrweise unterstützt. Mit grün/gelb/rot sieht man auf einen Blick, ob man zu nahe am Vordermann ist – sogar der Abstand in Sekunden ist zu sehen. Am unteren Rand sieht man den Akkustand (sowohl in Prozent als auch in km) und die Rekuperationsstufe. Das ist nahezu perfekt – nur noch die aktuelle Leistungsaufnahme in konkreten Zahlen (kW) hätten wir uns gewünscht.

Spannend war die automatisch wechselnde Ambientebeleuchtung, die nicht nur in den Lichtleisten rundherum sichtbar war, sondern auch im Display hinter dem Lenkrad. Die Farbe wechselt recht häufig (gefühlt alle 15 Minuten). Wir nehmen an, dass dieses Farbenspiel konfigurierbar ist.

Das Design

Obwohl der Megane nur wenig größer als die Zoe ist, fühlt sich das Auto deutlich geräumiger an. Auch auf den Rücksitzen sitzt man mit 1,80 m bequem und mit ausreichender Kopffreiheit. Der Kofferraum ist deutlich größer als im Schwestermodell und die geteilte Rückbank lässt sich auch vom Kofferraum aus umklappen.

Der dunkle Dachhimmel und die recht hohen, nach oben gezogenen Fensterkanten schränken das Raumgefühl allerdings ein. Praktisch ist, dass die Sonnenblenden an der Windschutzscheibe auch für klein gewachsene Passagiere gut funktionieren.
Auf bergigen Strecken war uns in Rechtskehren allerdings die rechte A-Säule sehr im Weg.

Die automatisch ausklappbaren Türgriffe vorne haben uns gut gefallen, aber die hinteren Griffe sind gut versteckt. Wir haben die Griffe in der Nacht beim Einsteigen kaum gefunden. Kleine Kinder können die hinteren Türe wohl nicht selbst öffnen. Auch der Taster am Kofferraum ist nicht gerade intuitiv gelöst.

Rein optisch gefällt der Megane, er wirkt sympathisch und stimmig.

Ladeleistung

Wir fuhren das Modell mit dem großen 60 kWh Akku. Die CCS-Ladeleistung beträgt bis zu 130 kW, was unsere Tests bestätigt haben. Allerding fällt die Ladekurve rasch und stark ab. Laut Spezifikation braucht der 60 kWh Akku 42 Minuten, um von 10% auf 80% zu laden. Bei unserem Test am Smatrics HPC Lader in Blindenmarkt waren es allerdings 45 Minuten um von 14% bis 80% zu kommen. Wir brachen bei 70% ab. In Summe ist die DC Ladeleistung also enttäuschend. Laden an HPC Ladepunkten mit zeitbasierten Tarifen kann also teuer werden.

Der Verbrauch blieb auf unseren Autobahnstrecken mit 130 km/h (wo erlaubt und möglich) deutlich unter 19 kWh / 100 km – hervorragend. Unser geübter Zoe-Fahrer war übrigens nochmals deutlich sparsamer unterwegs.

Sehr erfreulich ist die AC-Ladeleistung. Wir wussten zwar, dass der Megane mit 22 kW laden kann, aber wenn man an der heimischen Wallbox das erste Mal so eine Ladeleistung sieht, dann ist es schon beeindruckend, wenn der Megane nach nur 2,5 Stunden wieder voll ist. Es gibt aktuell wenige E-Autos mit 22 kW AC Ladeleistung am Markt. Vorbildlich ist übrigens auch der Knopf in der Ladeklappe zum Entriegeln des Steckers. Man muss als frischgebackener E-Autofahrer nicht mehr das Handbuch lesen, um den Stecker abziehen zu können.

Assistenzsysteme

Der adaptive Tempomat und der Spurhalteassistent haben sich auf langen Autobahnstrecken bewährt. Enge Fahrbahnverschwenkungen nach Baustellenabschnitten erfordern allerdings einen manuellen Eingriff.

Der Megane auf Sicht des aktuellen E-Autos

Was sagen unsere Testfahrer zum Megane? Grundsätzlich hat uns allen das Auto gut gefallen. Wir haben zwar in unserer Zusammenfassung durchaus eine nennenswerte Anzahl an Kritikpunkten aufgelistet, aber die trüben das Bild nicht so stark wie es vielleicht klingt. Ein geringerer Preis würde übrigens jeden Zweifel beseitigen.

Persönliche Anmerkungen:

  • Arno (fährt aktuell eine Renault Zoe mit 40 kWh Upgrade): „Der Megane hat auch bei 100 km/h noch viel Kraft und kann leicht überholen. Langstrecken sind im Vergleich zum Zoe leichter, allerdings ist die Ladegeschwindigkeit im Vergleich zur Zoe mit 43 kW AC-Ladung gar nicht so viel besser. Ich hätte mir mehr erwartet.
    Es gibt zu viele Bedienelemente auf den Hebeln und am Lenkrad. Man kann das Lenkrad nur in ‚10 vor 2h‘ Position halten.
    Super ist, dass es jetzt direkt von Renault eine Anhängerkupplung gibt (bis zu 900 bzw. 750 kg (gebremst/ungebremst) beim 220 PS Motor, 500/500 beim 130 PS Motor).“
  • Andreas (fährt aktuell einen Nissan Leaf, 30 kWh): „Ich find’s super, dass der Megane für die Klimaanlage richtige Tasten hat und die Bedienung nicht auf den Touchscreen gewandert ist.
    Die Bremse ist ohne Rekuperation sehr früh sehr hart. Man sollte in der Stadt eher mit höher eingestellter Rekuperation bremsen.
    Seltsam, die geschätzte Reichweite in km ändert sich nicht, wenn man zwischen Eco / Comfort / Sport umschaltet.
    3S-Blick funktioniert nicht, wenn man den Kopf nach hinten dreht, reicht die Sicht nicht aus.
    Die Kurvenlage ist sehr gut, auch die Übersicht. Die Sitzposition erinnert an einen SUV.“
  • Christian (fährt aktuell ein Tesla Model 3 LR): „Der Spurhalteassistent in Verbindung mit dem adaptiven Tempomat funktioniert erstaunlich gut. Die ‚Tesla-Position‘ für die Hand unten am Lenkrad passt auch für den Megane. Verwirrend ist, dass sich der Spurhalteassistent ohne akustische Rückmeldung ein- und ausschaltet. Dass man die Einstellungen immer wieder machen muss (Rekuperation, Abstand vom Vordermann, etc.), ärgert mich.
    Die 360° Kamera (seufz!), die hätte ich gerne im Tesla!“

Eine Probefahrt mit dem Renault Megane E-Tech 100% electric können wir euch also sehr empfehlen. Wir denken, das Auto wird euch gefallen. Mehr Infos und Details findet ihr hier: www.emcaustria.at/blog/e-autos/renault-megane-e-tech-electric

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