Vom Wohnquartier zum Zukunftsdorf

So lautet der Titel des Posters von Gerald Swoboda beim Netzwerktreffen der Plattform ´Miteinander Leben und Wohnen in Vorarlberg´ am 12.07.2020 im großen Saal des Bildungshauses St. Arbogast. Mit über 50 Teilnehmern war diese Veranstaltung trotz der aktuellen Umstände sehr gut besucht.

Was haben Wohnprojekte mit Elektromobilität und dem EMC zu tun?
Sehr viel, denn ein innovatives Wohnquartier mit voll integriertem Energie- und Mobilitätskonzept ist der ideale Rahmen für die optimale Kombination von Energie- und Mobilitätswende. Das gilt auch für die Entwicklung neuer Bedarfsgerechter Lösungen in den Bereichen nachhaltiges Leben, Miteinander, Wohnen und Mobilität.

Die aktuelle Situation in Vorarlberg
Das Land Vorarlberg hat in den Bereichen Energieeffizienz und Klimaschutz sehr ambitionierte Ziele und ist hinsichtlich deren Erreichung auch gut auf Kurs. Nur im Mobilitätsbereich steigen Energieverbrauch und Emissionen weiterhin anstatt zu fallen.
Ein weiteres Problem ist das viel zu teure Wohnen im Ländle, das sich Normalverdiener und Familien gar nicht mehr leisten können. Damit Wohnen leistbarer und auch Bedarfs-gerechter wird, muss die Eigenleistung der Bewohner aber bereits bei der Projektentwicklung beginnen.

Aktuelle staatliche Programme und Förderungen
In den Bereichen Wohnen und Mobilität gibt es aktuell eine ganze Reihe attraktiver Förderungen. Damit diese nicht nur abgerufen werden, sondern auch eine effektive nachhaltige Wirkung haben, braucht es ergänzend dazu begleitende Hilfen und neue Angebote für die Bürger und Betriebe. Dabei geht es darum, Transparenz zu schaffen, um zu erkennen, wo im Rahmen der individuellen Möglichkeiten, Prioritäten und Rahmenbedingungen die großen Optimierungspotentiale sind.
Ein besonders hohes Optimierungspotential haben dabei bereichsübergreifende Optimierungen, z.B. über die Bereiche Wohnen und Mobilität. Denn ein Passivhaus im Grünen bewirkt nichts, wenn davor zwei SUVs stehen, deren Betrieb die Energie- und Umweltbilanz dieses Haushalts trotz 1A-Gebäude sehr schlecht macht. Die Digitalisierung kann dabei helfen, Verbrauchsdaten zu visualisieren, auf eine direkt vergleichbare Ebene zu bringen (Wohnen und Mobilität) und dadurch aufdecken, wo man am besten ansetzen kann.

Erklärungen zum Poster und zum Wimmelbild
Das Wimmelbild erstellte Gerald Swoboda während des Corona-Lockdown um damit in kompakter Form komplexe Zusammenhänge und Chancen leicht verständlich zu visualisieren und zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich auf die Urheberrechte verwiesen, das gilt auch für die sozialen Medien wie Facebook.
Bei den Kärtchen darunter sieht man, welches Potential das Zukunftsdorf hat, das sich dann abhängig von der Lage, den Anforderungen der Bewohner und der Zusammensetzung der Gruppe (Baugruppe, Projektteam) entwickelt.

Vom Wohnquartier zum Zukunftsdorf | Wimmelbild gross min scaled

Corona und Klimaschutz (zweiter Peak)
Während des Corona-Lock-Downs sorgten strenge Maßnahmen dafür, dass der Peak in einem Rahmen blieb, der vom Gesundheitssystem zu bewältigen ist. Auch der CO2-Peak sollte in einem Rahmen bleiben, der die Folgen des Klimawandels für den Planeten und dessen Bewohner noch erträglich macht. Die Glättung dieses zweiten Peaks ist daher die wichtigste Enkel-taugliche Maßnahme und sollte auch entsprechend ambitioniert mit höchster Priorität und Dringlichkeit erfolgen. Das ist derzeit aber leider nicht der Fall ….

Wie kann man die Bürger animieren, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten?
Das ist heute eigentlich die wichtigste Frage. Als Klimaschutzmanager und Einzelunternehmer in Deutschland hat Gerald Swoboda dort wertvolle Erfahrungen gesammelt. Weil die tatsächliche Umsetzung der Klimaschutz-Ziele durch entsprechende Maßnahmen letzten Endes immer Sache der Betriebe und der Bürger ist, wurde dieses Thema von ihm Mitte 2019 auch beim Büro für Zukunftsfragen der Vorarlberger Landesregierung eingereicht und in der Projektschmiede am 19.09.2020 behandelt.
Die daraus resultierenden Aufgaben wurden inzwischen erledigt und wir sind nun bereit, in einer innovativen Gemeinde oder Region mit einem Pilotprojekt zu starten.

Aktuelle Barrieren und greifbare Lösungen
Die großen Hürden beim Umsetzen wichtiger Klimaschutzmaßnahmen sind Halbwissen und alte fest eingewachsene Gewohnheiten. Beides hängt direkt miteinander zusammen. Denn wer sich an alte Gewohnheiten klammert, nimmt auch dankbar jede noch so absurde Ausrede an, um an seinem gewohnten Handeln nichts ändern zu müssen und das entsprechend zu rechtfertigen.
Bei den Akteuren im Ländle ist das Problem, dass wichtige Themen und Regionen von Institutionen und Schlüsselfiguren besetzt und damit quasi blockiert sind. Das muss dringend durchlässiger werden, denn zu den starren Programmen des Landes und den aktuellen staatlichen Förderprogrammen braucht es ergänzende neue Maßnahmen, um die Bürger und Betriebe in ihrer individuellen Situation auf Augenhöhe anzusprechen und dort abzuholen, wo sie stehen. Diese bereits existierenden Lösungen und Methoden sind wichtige Voraussetzungen um den Großteil der Zielgruppe mit behutsamen Impulsen aktivieren zu können.

Wertvolles Feedback beim Netzwerktreffen in St. Arbogast
Eine wichtige Erkenntnis beim Netzwerktreffen war, dass die angestrebten Lösungen, neuen Dienstleistungen und Angebote für viele Projekte hilfreich sind. Das gilt vor allem für die Bereiche Transformation als wichtige Voraussetzung im Sinne individueller Entwicklung und Entfaltung und für die Mobilität, die leider eines der größten Probleme ist. Es waren auch TeilnehmerInnen aus den Energieregionen dabei, die sehr interessante Inputs und Rückmeldungen lieferten.

14.07.2020  Gerald Swoboda

 

Glossar, Erklärungen zu den Kärtchen unterm Wimmelbild und deren Farbcode:
Dabei geht es um Inputs der Teilnehmer zum Wohnquartier und dessen Entwicklung. Es beginnt oben in der Mitte mit der Kerninfrastruktur: Das Gemeinschaftshaus mit Restaurant, ein Besucherzentrum, das Puparium (als ´Schule´ für Transformation bzw. Erlebniszentrum), dem CoWorking-Center mit den Büros und Ateliers der Bewohner (im Quartier, aber getrennt von der Wohnung) und den ersten Wohngebäuden (alle in Holzbauweise, daher braune Kärtchen).
Die Gebäudetypologie reicht dabei vom großen Wohnblock über Doppel- und Reihenhäuser bis zu mobilen kompakten Wohnbaumodulen aus Holz und den Tiny-House Stellplätzen samt Infrastruktur.
Die mobilen Wohneinheiten können auch auf gepachtetem Grund stehen, der nur befristet genutzt wird. Das erschließt Grundstücke, die sonst gar nicht verfügbar sind. Was dann wie ausgebaut wird und welche Wohnform dann dominiert, hängt von den Wünschen und Präferenzen der Bewohner ab. Alle Bereiche können dem Bedarf entsprechend wachsen, was durch die orangen Pfeile symbolisiert wird.

Die gelben Kärtchen stehen dabei für Einrichtungen für die individuelle Entfaltung, die blauen für gemeinsam genutzte Infrastruktur bzw. Räume und das Soziale und die grünen für Arbeiten im Quartier, für Betriebe und für (neue) Dienstleistungen. So ein innovatives Wohnquartier ist der ideale Rahmen für neue Bedarfs-gerechte Angebote und Leistungen in mehreren Bereichen. Und wenn dieses Know-How dann auch extern anderen Bürgern, Betrieben oder Gemeinden angeboten wird, wird daraus ein Startup. Oder sogar mehrere …
Das schafft dann in der Region des Wohnquartiers neue Jobs und so werden die aktuellen staatlichen Förderungen dann auch wirklich zum Konjunkturpaket. Es gab noch eine Reihe weiterer Kärtchen und sehr interessante Inputs, doch dafür hat leider die Zeit und die Fläche auf der Pinwand nicht mehr gereicht …

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