Kompakter Komfort mit kleinen Schwächen. Der Volvo EX40 Single Motor Extended Range ist der elektrische Kompakte in der E-Auto- Familie des schwedischen Herstellers. Im zweiwöchigen Praxistest konnte das Fahrzeug in vielen Aspekten überzeugen, doch einige Schwächen in den Assistenzsystemen und Details der Bedienbarkeit trüben das Gesamtbild.
Fahrverhalten und Komfort
Das Fahrgefühl im Volvo EX40 ist bemerkenswert direkt und präzise, was primär der exakten Lenkung zugeschrieben werden kann. Diese kann zusätzlich in zwei Stufen verändert werden, jedoch ist der Unterschied in der alltäglichen Nutzung minimal. Wird sportlich gefahren, zeigt Volvo, dass trotz SUV-Maße eine gute Straßenlage auch in engen Kurven möglich ist. Passend dazu erfolgt die Beschleunigung ohne Verzögerung und lässt die Insassen das volle Drehmoment von der ersten Sekunde an spüren.
Ein Highlight ist die Federung, die sich sowohl in der Stadt als auch auf Autobahnen als angenehm und ausgeglichen erweist und kleinere Unebenheiten wie auch unsanierte Straßen souverän abfängt. Auf längeren Fahrten tragen weich gepolsterte Sitze für Fahrer:in und Beifahrer:in zum Wohlfühlfaktor bei, die sich durch ergonomisches Design und solide Verarbeitung auszeichnen.
Weniger zum Wohlfühlfaktor trägt das One-Pedal-Driving bei. Es bietet drei Modi – Auto, Ein und Aus – doch keiner überzeugt vollständig. Besonders der Auto-Modus, der die Verzögerung situativ steuert, wählt oft einen übervorsichtigen Abstand, was in der Stadt zu einem ruckeligen Fahrverhalten führen kann. Im Modus „Ein“ ist die Verzögerung konstant stark und leichter per Strompedal dosierbar, während im Modus „Aus“ das Auto frei gleitet, jedoch auf die Auto- Hold-Funktion verzichtet werden muss, was an Ampeln unpraktisch ist.
Innenraum und Verarbeitung
Der Innenraum des EX40 ist hochwertig gestaltet. Plastik wurde nur sparsam verwendet, und wo es doch zum Einsatz kommt, ist es angenehm ausgestaltet und stört nicht. Durch die Wahl von unterschiedlichen Materialien wirkt der Innenraum tiefer und bietet für das Auge reichlich Abwechslung. Die gepolsterten Seitenfächer sorgen für einen ruhigen Transport. Besonders positiv fällt die Ambientebeleuchtung auf, die dem Innenraum bei Dunkelheit eine moderne und entspannte Atmosphäre verleiht. Gleichzeitig erweist sich die Möglichkeit für eine dauerhaft schwache Beleuchtung oberhalb der Mittelkonsole als praktisch, da sie die Suche nach Gegenständen im Dunkeln erleichtert, ohne zu blenden.
Gegenstände können durch reichliche Ablage- und Staufächer sowohl in beiden Sitzreihen als auch im Kofferraum vielfältig untergebracht werden. Die Mittelkonsole ist zwar nicht übermäßig tief, jedoch wird der Platz durch verstellbare Einsätze gut genutzt und hält sogar einen herausnehmbaren Abfalleimer bereit.
Die zweite Sitzreihe ist dafür für größere Personen knapp bemessen und bietet insbesondere auf dem mittleren Sitz durch den vorhandenen „Kardantunnel“ kaum Beinfreiheit. Für größere Personen ist die verfügbare Kopffreiheit zudem etwas begrenzt.
Das reichliche Stauraumangebot setzt sich auch im Kofferraum fort, wo sich mithilfe von Haken, Seitenfächern, hilfreichen Klappmechanismen und einem tiefen doppelten Boden reichlich Platz für Reisegepäck und andere Gegenstände findet. Zusätzlich dazu bietet der Frunk noch zusätzlichen Stauraum, der neben Typ-2-Ladekabel und Erste-Hilfe-Kasten weiteren Platz für kleine Gegenstände lässt.
Assistenten und Bedienung
Beginnend mit den Assistenzsystemen, hinterlässt die Software im Test einen gemischten Eindruck. Der Spurführungsassistent fällt durch nervöses Verhalten auf, sowohl in der Stadt als auch auf der Autobahn. Selbst bei gerader Strecke schwankt das Fahrzeug merklich leicht zwischen den Spurlinien, was bei Insassen Unbehagen hervorrufen kann. Der Abstandstempomat funktioniert auf der Autobahn gut, neigt jedoch auf Landstraßen und in der Stadt zu übervorsichtigem Verhalten. Vor allem das Anrollen an Ampeln tritt stark verzögert ein und führt zu einem übermäßig großen Abstand zum Vorderfahrzeug.
Das Bedienkonzept des Volvo EX40 basiert auf einem Google-Betriebssystem, das die Navigation intuitiv und einfach gestaltet. Der zentrale Bildschirm ist funktional, jedoch etwas klein dimensioniert. Dies macht die Bedienung während der Fahrt umständlich und lenkt vom Verkehr ab. Auch die Einstellungsmöglichkeiten für die Anordnung der Icons oder Medienbedienung sind nur spärlich vorhanden. Der Bildschirm hinter dem Lenkrad ist hingegen sehr informativ und bietet einen guten Überblick über die wichtigsten Fahrdaten. Positiv zu erwähnen ist zudem die klare und umfassende Ausleuchtung der Scheinwerfer, besonders des Fernlichts, das für nächtliche Fahrten optimal geeignet ist. Der Fernlichtassistent zum Auf- und Abblenden funktioniert in den meisten Situationen zuverlässig, zeigt jedoch leichte Schwächen beim rechtzeitigen Abblenden bei Betonschutzwänden.
EV-Technik
Durch das Google-Betriebssystem sind grundlegende Funktionen wie die Laderoutenplanung mit Einstellungsmöglichkeiten für gängige Ladekarten und Ladeparameter garantiert. Leider fehlen jedoch Features wie eine manuelle Batterievorkonditionierung, eine Anzeige der potenziellen Ladegeschwindigkeit oder die Einstellung des Ladestands an der Ladesäule.
Vorhanden ist allerdings die besonders für winterliche Temperaturen wichtige Wärmepumpe, die die Batterie vor konditionieren kann. Dadurch erreicht der Volvo EX40 auch bei tieferen Temperaturen akzeptable Ladegeschwindigkeiten von rund 150kW. Ist der Akku im optimalen Zustand, wird zuverlässig die Maximalgeschwindigkeit von rund 200kW erreicht und der Akku ist in 29 Minuten von 10 % bis 80 % geladen. Fällt die Entscheidung auf Wechselstrom, stehen 11kW zur Verfügung, die den Akku in guten 8 Stunden wieder vollladen.
Neben Ladegeschwindigkeit und Akkugröße ist die Effizienz der dritte wichtige Faktor für ein gelungenes Elektrofahrzeug. Angesichts des Formfaktors reiht sich Volvo auch hier im guten Mittelfeld ein. In der Stadt liegt der Verbrauch bei etwa 18 kWh/100 km, auf der Autobahn bei 25 kWh/100 km, was im Winter ein akzeptabler Wert ist. Gemischte Fahrten ergeben einen Durchschnittsverbrauch zwischen 19 und 21 kWh/100 km.
Fazit
Der Volvo EX40 überzeugt mit einem hochwertigen Innenraum, mit durchdachter Raumgestaltung, gutem Fahrkomfort und einer soliden Technik. Die zuverlässige Ladeleistung und akzeptablen Verbrauchswerte machen ihn auch für längere Fahrten attraktiv. Jedoch lassen die teilweise unausgereiften Assistenzsysteme, der begrenzte Platz für die zweite Reihe und die kaum vorhandenen Individualisierungsmöglichkeiten bei der Bedienung Raum für Verbesserungen. Wer auf der Suche nach einem kompakten E-Auto mit skandinavischem Flair ist und mit kleinen Abstrichen leben kann, findet im EX40 einen zuverlässigen Partner.
Redaktioneller Hinweis: Das Testauto wurde von Volvo für einen Zeitraum von zwei Wochen für einen Praxistest zur Verfügung gestellt. Es wurde kein Einfluss auf unsere Berichterstattung genommen.