Faires Bezahlen in der E-Mobilität – Status der kWh-Abrechnung in Österreich

Für frischgebackene E-Autofahrer sind die aktuellen Tarifmodelle für die Aufladung ihrer Autos oft verwirrend und undurchsichtig. Wir sind es gewohnt, Einkäufe nach der bezogenen Menge zu bezahlen (z.B. Dekagramm Wurst, Liter Milch, Haushaltsstrom und Gas nach kWh, usw.). Aber E- Auto-Aufladungen an öffentlichen Ladepunkten werden in Österreich derzeit überwiegend zeitbasierend verrechnet.

Umfragen unter E-Mobilisten zeigen regelmäßig, dass eine zeitbasierte Abrechnung nicht den Wünschen der E-Autofahrer entspricht. Ca. zwei Drittel der befragten Personen wünschen sich eine Abrechnung nach bezogener Energiemenge, also nach kWh. Es ist ja auch nicht einzusehen, dass die geladene Energiemenge je nach Ladegeschwindigkeit des Autos bzw. auch je nach Zustand des Akkus unterschiedlich viel kostet.

In Diskussionen mit Ladestations-Anbietern (CPO – Chargepoint Operator) und Mobilitätsservice Firmen (EMSP – Emobility Service Provider) hörten wir in der Vergangenheit oft, dass in Österreich eine Verrechnung nach kWh nicht zulässig wäre, weil das nicht dem österreichischen Eichrecht entspräche. Trotzdem gibt es auch in Österreich etliche Firmen, die schon lange nach kWh abrechnen.

Die Diskussionen zwischen CPOs, ESMPs und Politik, insbesondere dem Wirtschaftsministerium und dem Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen zu diesem Thema haben in den letzten Jahren keinen Durchbruch gebracht.

Faires Bezahlen in der E-Mobilität – Status der kWh-Abrechnung in Österreich | KEBA

Vor kurzem unternahm der heimische Strom- und Gasmarktregulator E-Control, der seit 2019 auch das Ladestellenverzeichnis führt, eine Initiative und lud die beteiligten Institutionen, Branchenvertreter aber auch Interessensvertretungen wie Arbeiterkammer, ÖAMTC, ARBÖ und EMC, zu einem High-Level besetzten Runden Tisch ein, um gemeinsam zu erörtern, wie in Österreich eine flächendeckende Abrechnung nach kWh möglichst zeitnah ermöglicht werden kann. Dieses gemeinsame Ziel wurde dabei von allen bekräftigt. Fast zeitgleich ging eine Novelle des österreichischen Eichrechts in Begutachtung, die bei besagtem Runden Tisch intensiv und konstruktiv besprochen wurde.

Die Diskussionen zeigten zwar, dass es noch einige bedeutende Hindernisse gibt, aber auch den gemeinsamen Willen, diese möglichst zügig und pragmatisch, aber auch gesetzeskonform zu überwinden. Konkret geht es dabei unter anderem um die Aufrüstung älterer Ladepunkte und auch um den erheblichen zeitlichen Aufwand, um die installierte Basis von Ladepunkten im Feld zu eichen. Der EMC begrüßt es, dass wir zu diesen Gesprächsrunden eingeladen werden und den Standpunkt der E-Mobilisten einbringen können.

Wann könnte es also soweit sein, dass in Österreich primär nach Energiemenge (kWh) und nicht hauptsächlich zeitbasiert abgerechnet wird? Noch ist das schwer abzuschätzen. Einerseits wollen die österreichischen CPOs und EMSPs möglichst rasch kWh-Tarife anbieten, aber gleichzeitig muss das durchgängig (also z.B. auch über Roaming and fremden Ladepunkten) möglich sein und etwaige Aufrüstungen und Eichungen müssen entweder bis dahin erledigt sein oder entsprechende gesetzliche Übergangsbestimmungen in Kraft treten. Optimistisch könnte es schon im Jahr 2023 soweit sein, aber vielleicht dauert es auch bis 2024. Jedenfalls sind sich alle einig: die (flächendeckende) Abrechnung in Österreich primär nach kWh wird kommen.

Weiterführende Links:

EMC Petition für faire kWh-Abrechnung: www.emcaustria.at/blog/allgemein/faire-kwh-abrechnung
EMC Livestream zu Abrechnungssystemen für Ladestationen: https://youtu.be/uFdnWZJTAY0

Social share